Am Freitag hatte ich einen Termin bei meinem Chirurgen in Kassel. Er wollte sich die Wunde noch einmal anschauen, weil es nicht besser wurde. In letzter Zeit bildeten sich dort immer wieder neue Löcher, es trat viel Wundsekret aus und die Schmerzen wurden deutlich mehr. Wo ich anfangs überhaupt keine Schmerzen hatte, habe ich sie nun täglich. Sie waren mal okay, auszuhalten, zu akzeptieren. Ich konnte bei meinem Yoga Kurs mitmachen, für den ich mich Anfang des Jahres angemeldet habe. Inzwischen merke ich es aber schon beim Laufen, bei falschen Bewegungen oder es durchzuckt mich ein blitzartiger, stechender Schmerz einfach nur beim Sitzen.
Wenn ich die Versorgung wechseln muss, ist das natürlich das High Level. Und durch das Sekret oder auch die Salbe unterläuft die Platte schneller. Ich wechsle manchmal nur einmal am Tag, manchmal aber eben auch zwei oder drei Mal. Das ist heftig.
Schmerzmittel?
Helfen nicht. Nur das harte Zeug. Das möchte ich aber echt ungern nehmen. Ich bin Mama und will meinen Alltag bestreiten können. Wenn ich mir Opiate in den Kopf knalle, bleibt irgendwas auf der Strecke. Also halte ich es aus. Irgendwie.
Es erinnerte mich immer mehr ans Pyoderma und das machte mir Angst. Verdammt große Angst.
In meiner Verzweiflung suchte ich also noch einmal meinen Chirurgen in Kassel auf, begleitet von der Stomatherapeutin der Klinik. Sie nahmen sich viel Zeit, um meine Beschwerden zu verstehen. Ich war mindestens eine Dreiviertelstunde mit ihnen im Behandlungsraum.
Der Chefarzt setzte vorsichtig Betäubungsspritzen, um den Schmerzherd zu lokalisieren. Während der äußere Rand taub wurde, blieben die inneren Bereiche, dort wo die Löcher sind und Eiter austritt, äußerst schmerzhaft. Ich schrie auf vor Schmerz. Und das obwohl mein Chirurg super vorsichtig war..
Er bestätigte hier meine größte Befürchtung: Pyoderma gangraenosum.
Mit absoluter Sicherheit kann man das natürlich erst mit einer Biopsie feststellen, aber bei den Schmerzen, die ich hatte, wollte er mir das nicht auch noch antun. Und dieser Mann ist Spezialist. Da brauche ich es nicht Schwarz auf Weiß. Ich habe diese Erkrankung leider nun einmal und es fühlt sich für mich schon lange danach an. Ich habe versucht es mir auszureden, schön zu reden.
Irgendwie zu hoffen, dass es das nicht sein kann, war mein Weg mit der aktuellen Lage umzugehen. Jetzt ist genau das eingetreten, wovor ich die ganze Zeit Panik hatte.
Aber wie geht’s denn nun überhaupt weiter?
Ich bekam nun von meinem Chirurgen eine neue Creme für die Wunde, die ich ausprobieren soll. Diese muss innerhalb weniger Tage eine Besserung erzielen, vor allem eine deutliche Linderung der Schmerzen. Falls das nicht passiert, haben wir uns für eine zeitnahe Operation entschieden. Dabei würde der entzündete Bereich entfernt und die gesunde, intakte Haut darüber gezogen und vernäht. Natürlich besteht das Risiko eines erneuten Auftretens, aber die Aussicht auf Besserung und ein normales Leben treibt mich an. Monatelanges Ausprobieren von Medikamenten und warten und hoffen und warten und hoffen und warten und hoffen…. Das halte ich psychisch nicht noch einmal aus.
Ich sehne mich danach, meine Prüfungen im Mai und Juni erfolgreich abzuschließen, einen neuen Job zu beginnen, meinen Shop wieder zu öffnen und für meine kleine Familie da sein zu können. Ich möchte wieder glücklich sein und nicht in diesem mentalen Loch verharren.
Die kommenden Tage werden entscheidend sein. Ich hoffe inständig, dass die Behandlung doch noch anschlägt und ich diesen Albtraum hinter mir lassen kann. Doch egal, was passiert, ich werde weiterkämpfen – für mich, für meine Familie und für die Zukunft, die ich mir wünsche ❤️🩹