Buchrezension zu „Sh!t Bag“ von Xena Knox, übersetzt von Lina Robertz

Einige Wochen vor der Veröffentlichung habe ich dieses Buch vom Arctis Verlag zur Verfügung gestellt bekommen, worüber ich mich sehr gefreut habe. Da ich selbst seit 2001 mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung lebe und seit über sechs Jahren ein Stoma habe, liegt mir dieses Thema besonders am Herzen. Daher möchte ich darauf hinweisen, dass es sich bei dieser Rezension zwar um Werbung handelt, ich diese aber aus vollster Überzeugung schreibe.

Was soll ich sagen? Ich war sofort hin und weg von „Sh!t Bag“ und hab mich von der ersten Seite an mit Freya, der Protagonistin, verbunden gefühlt. Xena Knox schafft es in diesem Buch, das Leben mit einem Stoma auf so ehrliche und authentische Weise zu schildern, dass ich mich nicht nur verstanden, sondern auch gesehen gefühlt habe und das, obwohl meine und Freyas Geschichten sehr weit auseinandergehen.

Darum geht‘s:

Als Freya mit einem Stomabeutel im Krankenhaus aufwacht, platzt ihr Traum vom perfekten Sommer. Aus Hockey, Partys an der Algarve und Knutschsessions mit ihrem On-Off-Freund wird ein Besuch im „Poo-Camp“, wo sie lernen soll, mit ihrem neuen Anhängsel klarzukommen. Schnell merkt sie jedoch, dass ihr unfreiwilliger Kurzurlaub so einige Überraschungen bereithält – eine davon ist Chris, der selbst einen Beutel hat und unbedingt wieder Rugby spielen möchte. Kann er Freya zeigen, dass ein Leben mit Stomabeutel gar nicht so katastrophal ist?

Was mich als Stomaträgerin ganz besonders gefreut hat in dieser Geschichte zu finden, könnt ihr im Folgenden lesen. Ich habe mir große Mühe gegeben nicht zu spoilern, übernehme allerdings keine Garantie dafür. Trotzdem würde ich mich freuen, wenn ihr weiterlest und euch vielleicht auch überzeugen lasst, Freyas Geschichte auf euch wirken zu lassen:

1. Die natürliche Darstellung von alltäglichen Situationen, die für Menschen mit einem Stoma oft herausfordernd sind. Es wird beispielsweise ohne viel Aufhebens beschrieben, dass Freya die Behindertentoilette benutzt – eine Realität, die vielen von uns bekannt ist, aber leider häufig für Unverständnis sorgt. Wie oft wird man von Fremden schief angeschaut oder offensiv kritisiert, weil unsere Behinderung unsichtbar ist…. 

2.Die Erklärung von Begriffen wie J-Pouch, Stomaschablone, Stomapuder und anderen wichtigen Details empfand ich als äußerst wichtig, besonders für Leser*innen, die noch keine Berührungspunkte mit diesen Themen hatten.

3.Eine Situation in dem Buch, die mich tief berührt hat, war die Schilderung von Freyas Erfahrungen mit verletzenden Kommentaren von fremden Menschen, weil sie länger auf der Toilette braucht oder man hören kann, was sich darin gerade abspielt. Ich habe ähnliches in meiner Kindheit und Jugend erlebt. Mehrfach. Gerade deshalb habe ich diesen Moment so sehr gefühlt. Freya gefühlt. 
Dieses wundervolle Buch macht einfach nochmal klar, wie wichtig es ist, Verständnis und Empathie zu entwickeln – besonders für junge Menschen, die ihrer Selbstfindungsphase stecken und mit dem Druck kämpfen, sich in eine Welt einzufügen, die oft keine Rücksicht auf ihre Unsicherheiten nimmt. Das hätte ich mir in meiner Kindheit sehr gewünscht. Mehr Verständnis und auf gewisse Art und Weise auch Sicherheit.

4.Die realistischen Darstellungen von der Angst, nicht rechtzeitig zur Toilette zu kommen oder die Erwähnung des genialen Marshmallow-Tricks beim Beutelwechsel zeigen, dass das Leben mit einem Stoma zwar herausfordernd sein kann, aber keineswegs das Ende von Lebensqualität und Freude bedeutet. Im Gegenteil, das Buch vermittelt, dass ein Stoma das Leben eben auch deutlich verbessern kann.

5.Xena Knox spricht die Tatsache an, dass man mit einem Stoma weiterhin fast alles tun kann, besonders auf Bezug zum Sport. Da es gerade hierbei extrem viele Mythen gibt, hoffe ich dass sie bei einigen Menschen hierdurch “aufgeräumt” werden.

6.Die Erwähnung von Prominenten, die ebenfalls mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung oder einem Stoma leben oder gelebt haben, war richtig cool und für einige Betroffene bestimmt auch ermutigend.

7.Für mich auch ganz wichtig, weil ich es selbst erlebt habe: Dass Freund*innen oft unbewusst Dinge sagen oder tun, die verletzen können, weil sie die Situation nicht vollständig verstehen und wie wichtig es ist, Menschen zu finden, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, wird sensibel und nachvollziehbar dargestellt. Mir persönlich hat der Kontakt zu Menschen mit CED und/oder Stoma schon ganz viel gegeben. Neuen Mut und einiges an Kraft zum Beispiel.

Mein Fazit:

Dieses Buch ist eine wunderbare Lektüre, die nicht nur Betroffene anspricht, sondern auch Angehörige und Freund*innen, die jemanden mit einem Stoma kennen. Es hilft dabei, besser zu verstehen, was es bedeutet, mit einem Stoma zu leben und zeigt gleichzeitig, dass ein Leben mit einer Erkrankung oder Behinderung keineswegs hoffnungslos oder total einschränkend sein muss. 
Doch auch für Menschen, die mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung oder einem Stoma keinerlei Berührungen haben, ist „Sh!t Bag“ etwas ganz tolles, denn diese Story macht Mut und inspiriert dazu, sich selbst zu finden, bei sich zu bleiben und sich nicht ständig darüber zu sorgen, was andere denken könnten.

Dieses Buch ist mehr als nur eine Geschichte – es ist eine Ermutigung für uns alle.

Hier könnt ihr das Buch bestellen:

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