Gestern hatte ich ein langes Gespräch mit einer Freundin.
Sie erzählte mir von einer Bekannten, die sich nicht im Krankenhaus behandeln lassen möchte, weil die Angst vor einem Stoma viel zu hoch wäre und ihr Leben damit dann schlagartig vorbei sei. So ein Stoma wäre nur etwas für alte Leute, die eh nicht mehr viel vom Leben erwarten würden.
Meine Freundin erzählte ihr daraufhin meine Geschichte, wieviel Erleichterung mir mein Stoma verschafft hat. Von meinem Crohn, den letzten Jahren vor dem Stoma, als ich kaum noch von der Toilette kam und mich eigentlich nur noch flüssig ernähren konnte. Wieviel Lebensqualität ich dadurch zurückbekommen habe und wie glücklich ich damit bin. Sie war total verdutzt und wollte wissen wie alt ich denn sei.
„31. Und wenn sie neben dir steht, würdest du niemals vermuten, dass sie einen künstlichen Darmausgang hat. Das sieht man ihr absolut nicht an.“
Da war sie erst einmal erstaunt und sprachlos!
Viele, viele Menschen haben leider immer noch ein falsches Bild. Bei einem künstlichen Darmausgang denken sie also automatisch an eine alte, bettlägerige Omi, die gepflegt werden muss.
Das ist nicht nur falsch, sondern absoluter Quatsch.
Und das jemand, bei dem ein Stoma zur Debatte steht oder stehen kann, von seinem zuständigen Arzt scheinbar so schlecht aufgeklärt wird, macht mich nicht nur traurig, sondern auch wütend.
Lange, lange Zeit dachte ich auch, dass ein Stoma das letzte ist, was ich will. Ich hatte aber tolle Ärzte an meiner Seite, die mich gut aufgeklärt haben und ich mich somit gut darauf vorbereiten konnte. Und dann war da noch Anika.
Anika habe ich über Instagram kennengelernt und sie hat mir all meine Fragen beantwortet und mir meine Ängste genommen, die immer mal wieder über mich kamen. Ich habe sie regelrecht bombardiert und sie hat mir immer wieder gut zugesprochen und Mut gemacht. Das hat mir vor der OP so gut getan und ich bin fest davon überzeugt, dass jeder so eine Anika braucht. Es ist wichtig von jemandem zu hören und zu erfahren, wie das Leben mit einem Stoma wirklich ist. Ärzte können viel sagen und behaupten, aber mit einem Betroffenen zu sprechen, der dir dann auch den ein oder anderen Tipp mit auf den Weg geben kann, ist so viel wertvoller.
Inzwischen war ich auch schon oft Jemands Anika und bin froh, wenn ich helfen und Zweifel aus dem Weg räumen kann.
Ein Stoma ist noch lange nicht das Ende. Für mich war mein Stoma der Anfang von etwas Gutem. Natürlich mit ein paar Einschränkungen, aber die nehme ich gerne hin, wenn sich so viel Anderes dadurch zum Besseren gewendet hat.